Jetzt wird es wieder mittelalterlich und wir kommen unserem selbst gestellten Auftrag nach, Geschichten aus alter Zeit zu erzählen. Die Schwalbe ist die Geschichte einer Frau aus alter Zeit, die das älteste Handwerk der Welt ausübte und auf tragische Weise verunglückte, bevor sie auch uns beglückte.
Die Schwalbe
Lasst uns nicht trauern mit Tränen voll Leid
denn das hätt' sie gewiß nicht gewollt
Auch wenn sie fortan uns nicht mehr beglückt
ein Fuhrwerk hat sie überrollt
So ziemlich gerädert liegt sie nun da
in ihr bekannter Postion
Nur eines ist anders als 's zu Lebzeiten war –
sie liegt jetzt nicht mehr gegen Lohn
Sie war eine Schwalbe ganz ohne zu fliegen
war gut zu Vögeln und and‘rem Getier
Beinahe jedem hat sie sich geöffnet
doch verschlossen blieb ihr Vogelnest mir
Zu Lebzeiten war sie noch öfter besucht
als Priester, Arzt oder Taverne
Auch ich hab es nahezu täglich versucht
und hätte sie wirklich mal gerne
in der Kemenate geliebt oder draußen im Frei‘n
unterm sternklarem Himmelszelt
Doch mir öffnete sie nie die Pforte zum Glück,
ich hab‘s mir so oft vorgestellt
Sie war eine Schwalbe ganz ohne zu fliegen …